1901, gr. in-8vo, 70 Bl. eng mit Tinte beschrieben (ca. 30 Linien/Bl.) in gut lesbarer säuberlicher deutscher Kurrentschrift, reich illustriert mit vielen teils ganzseitigen Bleistift- u. Tuschezeichnungen, guter Zustand, Einband neu in Leinen gebunden, goldgepr. Titel mit Autorenname auf Vorderdeckel u. Rücken, sehr guter Zustand. Miteingebunden: Abgegriffener Original-Pappband. mitsamt seiner illustration.
Reference : 81819aaf
Originalmanuskript von Carl Twele, der 1890/91 als 25jähriger Arbeitsloser in einer Herberge von der Gendarmerie aufgegriffen und wegen angeblichen Vagabundierens zu 6 Monaten Arbeitshaus verurteilt wird. Es folgt eine dramatische Flucht und das Reisen mit einer Zigeunerfamilie durch halb Europa, bevor er, zurück in Deutschland, Zeuge eines Tötungsdeliktes wird und erneut im Arbeitshaus landet. Ein wichtiges, da seltenes Zeugnis der deutschen Sozialgeschichte des ausgehenden 19. Jh. aus der Sicht eines Betroffenen. Ein Glücksfall, denn Twele besitzt eine bürgerliche Bildung, hat das Lehrerseminar besucht und die Kunstakademie, und ist somit in der Lage, sein Schicksal zu Papier zu bringen, in Wort und Bild zu fassen. Nach dem Abbruch seiner Ausbildung geriet er in die Mühlen der Justiz und des frühen Sozialstaats in einem Deutschland, welches damals im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung Hunderttausende arbeitslos machte und auf die Landstrasse trieb. Seine Beschreibungen des Innenlebens und der Bewohner des Wolfenbütteler Arbeitshauses sind einmalig. Wiederentdeckt durch Paul Hugger, Professor für Volkskunde in Zürich, wurde das Manuskript 2006 im Limmatverlag ediert unter dem Titel „Der Arbeitshäusler - Ein Leben auf der Landstrasse im ausgehenden 19. Jahrhundert“. Diese in der Presse vielbesprochene Edition wurde der Originalhandschrift beigelegt. Neben der Analyse von Prof. Hugger enthält sie auch die Ergebnisse der Recherchen der Archivarin Dr. Silke Wagener-Fimpel, die anhand der Archivdokumente nachweisen konnte, dass Tweles autobiographische Erzählung nicht erfunden ist, sondern der Wahrheit entspricht und an realen Personen und Orten festgemacht werden kann. Die vom Autor selbst stammenden Bleistift- und Tuschezeichnungen, teilweise von sehr hoher Qualität, zeugen von seinem Talent als Zeichner. Mit den Portraits seiner Leidensgenossen und Mitmenschen, wie auch seiner selbst unterstreicht er in eindrücklicher Weise seine Beschreibungen. Image disp.
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