Lutetia (Ulm?), 1658. 8°. (3) Bl. (gedruckter Titel und Clavis), (5) Bl. (handschr. Clavis), (7) leere Bl., (2) Bl. (Vorrede), S. 1 - 234, S. 237 - 297, 1 leeres Bl., (S 235/36 in der Pagination übersprungen). Mit 1 gest. Titel. Neuer Pergamentband im Stile der Zeit.
Haller V, 1195. – Barth 2193. – Faber du Faur 448. – Jantz 2571. – Vgl. Bächtold S. 473 und Feller/Bonjour SS 405. – Einzige Ausgabe. Sehr seltene Satire über die Schweiz. «Im Jahre 1658 erschien eine Schrift, ‹Heutelia› betitelt (anagrammatisch gebildet aus "Helvetia"), die Beschreibung einer Schweizerreise, in welcher die staatlichen und gesellschaftlichen Zustände einzelner Kantone von schroff aristokratischem Standpunkt aus blossgelegt werden. Zur Sprache kommt die feile Justiz, die Aemtersucht, die Habgier und Bestechlichkeit der Landvögte..., die geistige Trägheit und Versumpfung der Bürger, die schlechte Jugenderziehung, die unduldsame, dogmensüchtige Geistlichkeit beider Konfessionen, der Aberglaube, die Hexenprozesse.» (Bächtold) «Ein pfälzischer Edelmann und ein württembergischer Rechtsgelehrter, beide reformiert, fliehen vor dem Dreissig-jährigen Krieg in die Schweiz und machen von Ort zu Ort ihre gepfefferten Glossen ... Der Ton ist zügellos satirisch, bisweilen zynisch, namentlich wenn die Stellung der Frau gestreift wird. Lob und Tadel werden nach Orten verteilt. Zürich kommt gut weg ... Gar von Bern entwerfen sie ein breites, schonungsloses Sittengemälde, das die Stadt in Aufruhr brachte ... Ein Regierungsausschuss wurde eingesetzt, das Büchlein zu unterdrücken, umsonst. Es gehörte zu den boshaften Erzeugnissen, über die man sich mit Vergnügen ärgert» (Feller/Bonjour). Die im beliebten Stil der damaligen Sprachmengerei abgefassten Schrift – auf zehn deutsche Worte kommt gewöhnlich ein lateinisches – bietet mehr als andere Quellen Einblick in das eidgenössische Leben der Zeit. «Wer war der Verfasser? Schon im 17. Jh. hielt man Jakob von Graviseth dafür, der als bernischer Landvogt in Oron amtete ... Heute neigt man dazu, die ‹Heutelia› dem in Payerne geborenen Hans Franz Veiras zuzuschreiben, einem Diplomaten in pfälzischen Diensten ...». - Die ersten drei Blätter im Rand knapp beschnitten. Durchgehend leicht stockfleckig.
(Ulm). 1658. 8°. 3 Bl., 197 (recte 295) S. 2 w. Bl. Pergamentband der Zeit.
Faber du Faur 448. - Haller V,1195. - Sehr seltene erste Ausgabe. - Die Autorschaft dieser bösen Satire über die Schweiz galt lange als ungelöst. Haller und andere bernische Quellen nennen Jakob von Graviseth. Erst im 20. Jahrhundert setzte sich die Ansicht der Autorschaft Veiras durch. - Heutelia, Anagramm von Helvetia, "ist eine politische Satire, die den grossartigsten Pamphleten der Reformation kaum nachsteht". (Ermatinger). - In der Form einer Reiseschilderung werden die politischen, die religiösen und die wirtschaftlichen Zustände der Schweiz erörtert und bilden als Satire und Kritik ein bedeutendes Zeugnis der politisch-kirchlichen Aufklärung. - Papier durchgehend leicht gebräunt stellenweise stärker stockfleckig. Mit einigen alten Annotationen. Die letzten 2 Blatt mit handschriftlichem "Clavis Heutalia" mit der Aufschlüsselung der im Buch verfremdeten Ortsnamen. Der "Clavis" gibt es auch in gedruckter Form, wurde jedoch nicht, wie hier, allen Exemplar beigebunden. Mit zeitgenössischem Schenkungsvermerk eines "Daniel Tscharner", und schönem lithografiertem Exlibris für Karl Johann Erwin Volckmann, auf dem Innendeckel. - Es fehlt der gestochene Titel.